Der Cappenberger Kopf aus vergoldeter Bronze ist eines der bekanntesten Kunstwerke der Stauferzeit. Das genaue Herstellungsdatum des Kopfes ist unbekannt, muss aber zwischen 1155 (Kaiserkrönung Friedrichs) und 1171 (Tod Ottos von Cappenberg) liegen. Erstmals erwähnt ist der Kopf in einer Urkunde des Stifts Cappenberg aus dem Jahr 1171 (Archiv Cappenberg, Urkunde 13) als capud argenteum ad imperatoris formatum effigiem, also als silbernes Haupt, das nach dem Bildnis des Kaisers geformt ist. In der Urkunde schenkte Otto den Kopf, eine silberne Schale (heute als Taufschale Friedrichs I. bezeichnet) sowie ein Kreuz und einen Kelch (beide verloren) dem Stift Cappenberg. Urkunde und Taufschale sollen nun zusammen mit dem Cappenberger Barbarossakopf durch den Förderverein St. Johannes Evangelist Cappenberg/Langen präsentiert werden, der das Fördervorhaben initiativ als Projektträger durchführt.
Konzept
Das Atelier Mario Haunhorst und das Architekturbüro Ubbenhorst & Partner haben als Arbeitsgemeinschaft eine künstlerische Installation im Auftrag des Fördervereins entwickelt, die höchsten mechanischen, konservatorischen, klimatischen und lichttechnischen Anforderungen unterliegt.
Der Barbarossakopf wird künftig in einer für das Exponat entwickelten beleuchteten Säulenvitrine präsentiert; die Einbindung in den Raum erfolgt mit Einbindung in das neue Lichtkonzept durch ein Raumobjekt aus massivem Cortenstahl. In diesem „Echoraum“ ist eine Tischvitrine für die Präsentation von Taufschale und Urkunde integriert - ebenso zwei klimatisierte Auszüge für die Präsentation textiler Reliquien.
Vor allem Raumbezüge inspirierten das neue Konzept: So können aus dem Seitenschiff eintretende Besucher einen Zusammenhang mit dem Johannesbild an der Südwand herstellen, den Bezug zum Kreuzsockel auf der Tumba erkennen, der vor Zeiten als Basis für die Präsentation des Cappenberger Barbarossakopfes gedient haben mag, oder gar den stählernen Echoraum als Teil einer monumentalen Kreuzkontur begreifen. Letzteres legt die Proportion und die Drehung um 15 Grad nahe, die etwa der Drehung des Kreuzsockels der Tumba zur Querhausachse entspricht.
Zum 900jährigen Jubiläum dieses Ereignisses in 2022 wurde nicht nur die Schlosskirche in Cappenberg als Sonderliegenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen umfangreich saniert, sondern auch der im Kirchenschatz der Stiftskirche St. Johannes Evangelist in Cappenberg befindliche Cappenberger Barbarossakopf neu präsentiert.
Mario Haunhorst unterstützte in Fragen künstlerischer Gestaltung - unter anderem in der Konzeption des modernen Windfangs dem Abschluss des Chorgestühls und der Szenografie des Lichts.
Als ehemaliges Kloster des Prämonstratenserordens ist Schloss Cappenberg eng mit dem Kaiser Barbarossa verbunden. Die mächtigen westfälischen Grafen Gottfried und Otto von Cappenberg, gründen das Stift: 1122 wird ihre Burg zum Kloster. Nachdem die Brüder die Stadt Münster samt neuem Dom zerstörten, gibt seinen gesamten Besitz für die Gründung des Stiftes – gegen den Widerstand der Familie, seiner Ritter und des Bischofs. Sein Bruder Graf Otto erwirbt im Tausch gegen die schwäbischen Erbgüter von Friedrich von Staufen ein byzantinisches Reliquienkreuz, das man nur von einem barocken Bild kennt, und wird so Taufpate für dessen ersten Sohn Friedrich Barbarossa.
Der berühmte Cappenberger Kopf und die Taufschale des Kaisers bilden das Vermächtnis von Cappenberg .
Eine Ausstellung an zwei Orten
Das Vermächtnis von Cappenberg
Schloss Cappenberg, 14.9.2022 – 5.2.2023
Die Kunst der Herrschaft
LWL-Museum für Kunst und Kultur, 28.10.2022 – 5.2.2023
Anlässlich des 900. Geburtstages des berühmten Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa (1122 – 1190) zeigt das Museum eine große internationale Sonderausstellung. Als schwäbischer Herzogssohn, seit 1152 als König und seit 1155 als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, spielte Barbarossa eine führende Rolle im politischen Gefüge Europas im 12. Jahrhundert. Die schillernde und widersprüchliche Figur des Kaisers »Rotbart« steht im Zentrum der Schau, die sich anhand herausragender Textquellen und kostbarster Kunstwerke seinen vielen Facetten widmet: als um Ausgleich und Frieden bemühter weltlicher Fürst unter seinesgleichen; als tiefgläubiger und durch Kunststiftungen auf sein Seelenheil bedachter Christ; als streitbarer und grausamer Ritter, der seiner Rolle als Beschützer der Kirche gerecht werden muss, und als potenter Förderer von Kunst und Kultur. Mit den Augen des Kaisers wirft die Ausstellung einen Blick auf eine in vieler Hinsicht spannende Epoche.