Biedermänner und Brandstifter - Gedanken zum Jahreswechsel

Krieg in der Ukraine


Ein Blick in einen der Jahresrückblicke macht innen- und außenpolitisch deutlich, dass eine freiheitlich-demokratische Ordnung kein Uhrwerk ist, das wie ein perpetuum mobile einfach  immer weiter tickt.  

Sie ist vielmehr wie ein Lagerfeuer: warm, einladend – aber nur, solange jemand Holz nachlegt und aufpasst, dass es nicht ausgeht oder außer Kontrolle gerät. Bürgerinnen und Bürger im Staat sind nicht bloß Regelbefolger und Zuschauer, sondern Mitautoren. Demokratie ist eben kein Serviceangebot, sondern ein Dauerprojekt – bestenfalls ausgewogen, manchmal anstrengend, oft chaotisch, nie perfekt. 

Demokratie lebt davon, dass Menschen fragen: Ist das gerecht? Ist das klug? Wem nützt das – und wem schadet es?  
Wer nur abnickt, delegiert seine Mündigkeit und wundert sich später über das Ergebnis. Er trägt Verantwortung dafür, nicht nur zu gehorchen, sondern zu denken. Gesetze sind Leitplanken, kein Ersatz fürs Gewissen. Hier geht´s somit um  Haltung.

Max Frisch kritisiert in seiner politischen Parabel „Biedermann und die Brandstifter“ die Verführbarkeit durch Opportunismus und Heuchelei, die an die Machtergreifung der Nationalsozialisten erinnert. Die Parallelen zum Aufschwung der AFD sind bemerkenswert. Der Schriftsteller Frisch  konturiert zudem die Frage nach individueller Verantwortung und Zivilcourage, wenn man die offensichtlichen Anzeichen des Unheils ignoriert. 

Der Umgang damit liegt in der Freiheit und Verantwortung jedes und jeder einzelnen. 



Welche Anstrengungen sind wichtig, um Demokratie zu stärken?

Da ist die Verantwortung, Unbequemes auszuhalten. Meinungsfreiheit heißt nicht Wohlfühlpflicht. In einer offenen Gesellschaft begegnet man Irrtümern, Provokationen, manchmal auch blankem Unsinn. Die demokratische Aufgabe besteht nicht darin, alles gut zu finden, sondern darin, zu widersprechen, ohne zu vernichten. 
Paradoxien  statt Zerstörung von Menschenrechten.

Ohne Teilhabe und Teilgabe findet kein Dialog und Kulturaustausch statt. Dafür braucht es gerade in einer repräsentativen Demokratie nicht zwingend Parteibuch und Plakatekleben – aber Interesse, Einmischung, Stimme. Wer sich dauerhaft wegduckt, überlässt das Spielfeld jenen, die sehr genau wissen, was sie wollen. Demokratie verrottet nicht durch Angriffe ihrer Feinde, sondern ebenso durch die Müdigkeit ihrer Freunde.

Wer nur seine eigene Freiheit verteidigt, sägt an dem Ast, auf dem alle sitzen. Es geht auch darum, für die Würde und die Bedürfnisse anderer einzutreten. Minderheitenrechte, soziale Fairness, Respekt vor Schwächeren – das sind keine netten Extras - sie verbinden uns in unserer Menschlichkeit. 
Würde schützt den Menschen bisweilen vor sich selbst, zumindest rechtlich. Und ja, das ist der heikle, manchmal unbequeme  Teil der Würde. Denn Würde sagt manchmal: Auch wenn du willst, erlauben wir es nicht. Individuelle Freiheit etwa endet immer dort, wo sie die Würde anderer instrumentalisiert. Deshalb ist Verantwortung zur Solidarität und Teilhabe mit Interesse, Einmischung und Stimme so wichtig, um der eigenen (Welt)anschauung  in einer pluralen multikulturellen Gesellschaft freizügig und selbstverständlich Raum und Ausdruck zu geben.

Wir alle tragen Verantwortung für unsere Sprache. In ihr ist unsere politische Verfassung begriffen und begründet. Kommunikation allgemein ist ein politisches Werkzeug, das insbesondere den Blick auf die Rolle der Medien lenkt. Medien können aufklären oder vergiften, verbinden oder verrohen. Wer Kommunikation achtlos verwildern lässt, braucht sich über verwildertes Denken und abgrundtiefes, unmenschliches Handeln nicht zu wundern. 

Die Aufzählung ist unvollständig. Sie macht aber deutlich: Unsere Demokratie ist nur so stark, wie wir sie machen.
 Guten Rutsch ins Neue Jahr 2026!
von Mario Haunhorst 21. Oktober 2024
Licht als Material, Medium oder Thema von Kunstwerken ist en vogue. Aber auch die Beleuchtung von Kunst ist zentral für die Frage ihrer Präsentation und ihrer Kommunikation. Nicht nur unterstützt die Beleuchtung eine gewisse Atmosphäre, sie schafft auch Aufmerksamkeit und lenkt den Blick. Gelungen ist sie zumeist dann, wenn sie Funktion und Wirkung des Kunstwerks zur Geltung verhilft, ohne dass die Besucher die Lichtsetzung unmittelbar bemerken - oder als eigenwertig empfinden Ein aktuelles Beispiel für das Zusammenspiel von Kunst, Licht und Raum ist die künstlerische Installation „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“ des Künstlers Gerhard Richter in der Dominikanerkirche in Münster. 2019 beauftragte das Amt für Immobilienmanagement der Stadt Münster das Architekturbüro Fritzen + Müller- Giebeler Architekten BDA die Aufgabe mit der Innensanierung des nationalen Denkmals. Als Lichtplaner im Planungsteam: die silberstreif-planungsgruppe aus Krefeld.
von Mario Haunhorst 8. Juni 2024
Lange Nacht der Ateliers 2024
von Mario Haunhorst 9. Januar 2024
Ein kurzes Gedankenspiel zum Jahresbeginn.
von Mario Haunhorst 9. Dezember 2023
Seit Jahrhunderten gilt Altena als deutsche Drahthauptstadt. Ihr Draht gelangte schon früh auf einschlägigen Handelswegen bis nach Skandinavien und Osteuropa. Draht wurde zunehmend unentbehrlicher – vom Kettenhemd bis zum Supraleiter. Für das GlanzLicht 2023 Burg Altena haben die Museen des Märkischen Kreises, zu denen auch das unterhalb der Burg Altena ansässige Deutsche Drahtmuseum gehört, das atelier mario haunhorst mit der Entwicklung eines lichtkünstlerischen Beitrags beauftragt.
von Mario Haunhorst 7. September 2023
von Mario Haunhorst 6. April 2023
Geht es hier um das berühmte „Abendmahl-Bild" von Leonardo da Vinci (entstanden von 1494 bis 1497), um Aufmerksamkeit für den christlichen geprägten Gründonnerstag oder angesichts schwindender Kirchenbesucher:Innen um Zugänge zu eucharistischer Gastfreundschaft? Was kommt an? Die Straßentheater-Aktion der EKD „Mahl ganz anders“ bringt Bewegung in die Mahlgemeinschaft . Am Gründonnerstag ´23 wurde in Osnabrück die Tafel aus drei Tapeziertischen an ausgewählten Orten gleich zehnmal gedeckt. Laienschauspieler schlüpften vor dem Rathaus in die Rolle Jesu und seiner Jünger und zogen dann mit Klappstühlen durch die Osnabrücker Innenstadt.
von Mario Haunhorst 31. Dezember 2022
This is Water - das hier ist Wasser Die Pandemie hat neben gesundheitlichen Bedrohungen Freizügigkeiten eingeschränkt und mit ihren Lockdowns und Lieferverzögerungen vielfach zum Umdenken herausgefordert. Entschleunigung führte zu einer Revision der Lebenstile: wie weit beanspruche ich mich in den Routinen meiner Welt für mich, gestalte Sinnlichkeit und Sinn, Beziehungen? Und wie weit kann ich angesichts der Abhängigkeit und der Folgen des technischen Fortschritts im besten Sinne des Wortes fehlerfreundlich und menschlich bleiben? David Foster Wallace hielt 2005 vor Absolventen des Kenyon College eine Abschlussrede. Diese Rede ist in den USA mittlerweile Klassiker und als Pflichtlektüre für Abschlussklassen. Was bedeutet e , erwachsen zu sein, und wie können Menschen ihre Vorstellung durchbrechen, dass sich im Leben alles zunächst einmal alles um sie dreht, um ein sinnvolleres und stressfreieres Dasein zu führen? Wallace zeigt in seiner Rede mit verständlichen Worten auf, was es heißt, Denken zu lernen und erwachsen zu sein. Seine Rede beginnt mit einer überraschenden Parabel. Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: »Morgen, Jungs, wie ist das Wasser? Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: »Was zum Teufel ist Wasser? Neugierig geworden? Lust zum MUdenken? 
Ich wünsche ein frohes neues Jahr und einen guten Rutsch ins Jahr 2023.
von Mario Haunhorst 16. Dezember 2022
Ein neuer Raum für Momente der eigenen Zeit, der Ruhe und Meditation, aber auch Raum für Gespräch und Intervention.
von Mario Haunhorst 14. November 2022
Jazz-Improvisationen mit Agita Rando am Flügel und Thomas Milowski am E- Bass, Stelzen-Art, Bremen